Eurythmie in der Praxis

Eurythmie in der Praxis. © Info3 Verlag

Weil Bewegung für die frühkindliche Entwicklung wichtig ist, gewinnt auch die Eurythmie an Bedeutung – zunehmend auch außerhalb von Waldorf-Zusammenhängen. Ein neues Buch dokumentiert die Wirkungen.

Der in der Reihe Kunst Praxis an der Alanus Hochschule erschienene Band Quelle – Eurythmie von Anfang an macht sich dafür stark, Eurythmie als zentralen Bestandteil der Früh- und Kleinkindpädagogik zu verstehen. Dass gerade im Kleinkind- und Kindergartenalter harmonische Bewegung die integrative Entwicklung von Seele und Leib positiv unterstützen kann, wird durch die Erkenntnisse der Neurowissenschaften belegt.

Eurythmie ist selbst für Anthroposophen ein häufig noch unerschlossenes Gebiet. Umso erstaunlicher, dass in jüngerer Zeit auch Schulen und Kindergärten jenseits der Waldorfpädagogik das entwicklungsfördernde Potenzial der Bewegungslehre Rudolf Steiners erkennen und integrieren. Eurythmie bietet gerade im Bereich der Elementarpädagogik eine optimale Basis, den Wirkungszusammenhang von Ich und Umwelt zu be- und ergreifen. Die für die individuelle Biografie unentbehrliche Fähigkeit, sich in vorgefundene Bedingungen einzuleben, sich anzupassen und sich darin zugleich als selbsttätig, bewegend und schöpferisch erleben zu können, kann hier geübt und entfaltet werden. Gerade im frühesten Lebensalter, wenn das Kind sich selbst wie die Welt primär über den Körper und die Sinnestätigkeit erfährt, kann Eurythmie die Ich-Kräfte und mithin das Erleben eines schöpferischen inneren Zusammenhanges mit der Welt stärken und fördern. Begünstigt wird so die Herausbildung basaler Ressourcen für das ganze Leben.

Die Autorinnen des Bandes skizzieren die Verbindungslinien zwischen Eurythmie und kindlicher Entwicklung und geben in gesonderten Kapiteln Einblicke in Arbeitsweisen mit Kindern im Kleinkindalter sowie im Kindergartenalter. Ein längeres Kapitel widmet sich den Erfahrungen aus der Arbeit mit Kindern in städtischen bzw. kirchlichen Institutionen außerhalb der üblichen waldorfpädagogischen Kontexte. Das erstaunliche Fazit: Kinder, die keine waldorfpädagogischen Kontexte gewohnt sind, scheinen für die Eurythmie eher mehr als weniger zugänglich zu sein.  Eurythmie von Anfang an ist ein umfangreiches Handbuch für Profis und Laien innerhalb und außerhalb der Anthroposophie.

Andrea Heidekorn (Hg.): Quelle – Eurythmie von Anfang an. Aus der Praxis mit kleinen Kindern. Reihe Kunst im Dialog, Alanus Hochschule 2018. € 25,-.

Über den Autor / die Autorin

Silke Kirch

Dr. Silke Kirch ist promovierte Geisteswissenschaftlerin, Lebens- und Sozialkünstlerin und lebt in Frankfurt am Main.